Anima – Die Kleider meines Vaters
Uli Decker verfilmt das Geheimnis ihres Vaters, der heimlich Frauenkleidung trug. Dabei verwebt die Regisseurin die Geschichte dieser ambivalenten Vaterfigur mit ihrer eigenen. Ein zarter, persönlicher Film über gesellschaftliche Konventionen und die Suche nach Identität
Die Regisseurin Uli Decker verfilmt ein Familiengeheimnis: Ihr Vater trug sein Leben lang zeitweilig Frauenkleidung und -Accessoires, um eine Zugehörigkeit zum anderen Geschlecht zu spüren. Er tat das heimlich, von Schuldgefühlen geplagt, da so ein Verhalten gemeinhin als Ungeheuerlichkeit galt. Helmut Decker ist nämlich streng katholisch und lebt in Bayern. Erst an seinem Sterbebett erfuhren seine Töchter die Wahrheit. Beide sind sich einig: sie waren nicht vom Inhalt des Geheimnisses schockiert, sondern davon, dass ihr Vater ihnen nie genug vertraut hat, um darüber zu reden.
Uli Decker macht sich auf, die verborgenen Geschichte des Vaters zu entdecken und verquickt sie mit ihrer eigenen Biografie, die ebenfalls von der Ablehnung heteronormativer Ordnung geprägt ist. Daraus entsteht ein zarter, sehr persönlicher Film, der doch alles Notwendige sagt zur Härte von moralischer und gesellschaftlicher Konvention.
Die Fragen, die Vermutungen, die Fantasie der Bilder sind eine Liebeserklärung, durch die man einen Einblick in eine bayrische Familie bekommt, der anders ist, als bayrische Familien sonst vorgestellt werden. Am Ende weckt es die Erkenntnis, wie wenig Möglichkeiten die Gesellschaft denjenigen lässt, die von der simplen Norm abweichen.
Bild © Flare Film, Falk Schuster